(AU/13.04.2017) Ab sofort sind die Artikel wie in einem Weblog geordnet. Somit finden Sie den neuesten Artikel am Ende der Seite. Das hat den Grund, da manche Artikel auf vorausgegangene Artikel Bezug nehmen und sich schlussendlich aus allen Artikeln ein Gesamtbild ergeben soll.
In den beigefügten Bildern sind nur die für den jeweiligen Artikel wichtigen Anlagen abgebildet, um eine bessere Übersicht zu gewährleisten.
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- Die Kreisgrabenanlage Goseck unweit Naumburg.
(AU/07.11.16) Scheinbar bisher vollkommen unbemerkt, erfüllt die Kreisgrabenanlage in Goseck (Sachsen-Anhalt) den ihr heute zugemuteten Zweck zumindest teilweise nicht. Auslöser dieser steilen These ist der für jeden Besucher sichtbare Hügel samt Bewaldung, der eine freie Sicht auf den Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende durch das Südwesttor nicht zulässt.
- Sichtlinie durch das Südwesttor der Kreisgrabenanlage Goseck.
Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob der dahinter liegende Hügel - ohne Bäume - immer noch flach genug wäre, die Sicht auf die untergehende Sonne zur Wintersonnenwende zu ermöglichen. Fakt ist jedoch, dass in jedem Fall die Bäume weg müssten. Ein Problem, das auch damals schon von Relevanz war, auch wenn ursprünglich die Gegend keine geschlossene Bewaldung aufwies. Das Freihalten einer Sichtachse wäre also über den gesamten Zeitraum der Nutzung und für alle Palisadenöffnungen mit solarem Bezug notwendig gewesen. Das wirft natürlich die Frage nach dem Standort auf.
Ist der Standort richtig gewählt, wenn, wie bereits oben angesprochen, eine Sichtachse über mehrere hundert Meter hinter der Anlage freigehalten werden musste? Warum errichteten die Erbauer die Kreisgrabenanlage genau dort, wenn doch in unmittelbarer Umgebung erheblich geeignetere Plätze vorhanden sind, die freie Sicht in alle Richtungen ermöglichten? Warum ist der damals wie heute an gleicher Stelle liegende - und als "Nordtor" bezeichnete - Zugang zur Anlage etwas über 10° von der Nordlinie abweichend? Oder aber hat der Ort der Anlage noch einen anderen Zweck zu erfüllen gehabt?
Fragen, die bisher nicht ausreichend beantwortet sind. Einerseits wird den Erbauern heute ein umfangreiches astronomisches Wissen zugestanden, andererseits treten deutliche Ungereimtheiten beim Standort zu Tage.
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- Auf dem Feld hinter der kleinen Senke im Vordergrund fanden die Grabungen statt.
In folgender Pressemitteilung geht es um die Kreisgrabenanlage Quedlinburg, die auch als Quedlinburg I oder Quedlinburg-Ditfurt bezeichnet wird. Wenige Kilometer westlich dieser Anlage befindet sich eine zweite Kreisgrabenanlage. Diese wird in allen Publikationen als Quedlinburg-Marsleben oder Quedlinburg II bezeichnet. Das gilt auch für den jetzigen und alle noch folgenden Artikel hier bei AU! - Das Magazin. Somit ist bei der Bezeichnung "Kreisgrabenanlage Quedlinburg" immer von Quedlinburg I die Rede.
Die vollständige Pressemitteilung lesen Sie bitte hier: Archäologen der Freien Universität erforschen Kreisgrabenanlage aus dem 5. Jahrtausend v. Chr.
(AU/08.11.16) AU-Kommentar: Die Untersuchungen der neolithischen Kreisgrabenanlagen in Mitteldeutschland hat in den letzten Jahren erhebliche Erkenntnisgewinne gebracht und die Meinung über die Fähig- und Fertigkeiten der jungsteinzeitlichen Menschen rapide verändert. Den in obigen Link enthaltenen Satz des Grabungsleiters, Prof. Dr. Wolfram Schier, Professor für Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin, dass einzelne Mitglieder der jungsteinzeitlichen Gesellschaft über komplexes Wissen verfügten, kann man nicht genug hervorheben.
Dieses Wissen bezieht sich aber nach Forschungsstand des Autors dieses Artikels nicht nur auf die astronomischen Kenntnisse dieser Menschen, sondern auch auf die geografischen. Indirekt wird dies in der verlinkten Pressemitteilung ja bereits gesagt, dass die Toröffnungen der Kreisgrabenanlage Quedlinburg keinen erkennbaren astronomischen Bezug haben. Einzig eine schmale - nicht als Tor definierte - Öffnung soll einen solaren Bezug aufweisen, nämlich den Sonnenuntergang zur Tag- und Nachtgleiche, also am Frühlings- und Herbstbeginn im März bzw. September, wenn man das "Herunterrollen" der Sonne an der Flanke des 40 Kilometer entfernten Brockens (ff. verkürzt als "solare Brockenlinie" bezeichnet) sehen können soll. Wie oft das jedoch aus dieser Entfernung sichtbar gewesen sein soll, alle wieviel Male das Wetter mitspielt, wäre durchaus eine Langzeituntersuchung wert. Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass der Harz als erstes großes Hindernis nach der Norddeutschen Tiefebene besonders die Wetterscheinung hervorbringt, die eine gute Sicht eher verhindern. Wie hoch wäre wohl der Prestigeverlust der leitenden Erbauer, wenn die ersten fünf Jahre nach Fertigstellung nichts zu sehen wäre?
- Magnetogramm der Kreisgrabenanlage Quedlinburg: Sogenanntes "Nordosttor" zeigt nicht nach Nordosten. (Hier im Bild als Fläche 2)
Wenn die Toröffnungen also keinen astronomischen Bezug hatten, welchen könnten sie dann gehabt haben? Und damit sind wir schon wieder beim Standort. Sollten die Erbauer wirklich den Fehler gemacht, die Anlage in einer Entfernung gebaut zu haben, von der in der Mehrzahl der Fälle das zu Beobachtende nicht sichtbar ist? Sollten die Erbauer wirklich den Fehler gemacht haben, dass das als Nordosttor bezeichnete Tor weder nach Nordosten, noch nach Norden, noch genau in die Mitte davon weist? Sicherlich nicht! Ist es nicht merkwürdig, wie im Artikel zu Goseck beschrieben, dass das dortige sogenannte Nordtor auch nicht direkt nach Norden zeigt? Alle diese Fragen, sind die Fragen, die in Zukunft vermehrt betrachtet werden sollten.
(Update vom 03.04.2017) In diesem Artikel sowie im Artikel zu Goseck ist herauszulesen, dass die solare Komponente der Kreisgrabenanlagen von AU - Das Magazin für schmückendes Beiwerk gehalten werden und damit auch erheblich überschätzt werden. Deshalb wollen wir jetzt die Problematik klären, ob der Ort der Anlage zufällig gewählt worden ist?
Wie dem Grabungsbericht zu entnehmen ist, gibt es für den Standort nur eine Bedingung: Von der Anlage muss der Sonnenuntergang zur Tag- und Nachtgleiche hinter dem Brocken bzw. dem Abhang des Brockens zu sehen sein! Somit ist nur ein Richtungsvektor vorhanden, das heißt, die Anlage könnte rein theoretisch überall auf der gelben Linie liegen, wie im Bild unten dargestellt, um diese Bedingung zu erfüllen. Ein unbedingt nötiger zweiter Richtungsvektor mit solarem Bezug ist ja nicht ermittelt worden. Um es kurz zu machen: Sollte der Ort der Anlage nicht zufällig sein, was er auch nicht ist, dann scheidet die Ortsbestimmung anhand solarer Vorgaben aus. Der solare Bezug zum Brocken kann also maximal nur Teilbedingung sein.
- Da wir davon ausgehen, dass der Ort der Anlage kein Zufall ist und dass nachweisbar die Anlagen Mitteldeutschlands und Mitteleuropas geographisch miteinander im Zusammenhang stehen, sind also andere Richtungsvektoren unbedingt notwendig. Diese notwendigen Richtungsvektoren ergeben sich aus den Orten anderer Kreisgrabenanlagen. In der jetzt folgenden Veranschaulichung werden wir aber trotzdem die "solare Brockenlinie" als Richtungsvektor mit benutzen, da sie als Ersatz für den weiteren anlagenbezogenen Richtungsvektor gut geeignet ist, denn wir wollen ja noch nicht zuviel verraten. (Bildquelle: Google-Earth)
- Links oben im Bild ist mit der gelben Linie nochmals die "solaren Brockenlinie" dargestellt. Irgendwo auf dieser Linie sollte sich die Anlage befinden. Doch wo genau? (Bildquelle: Google-Earth)
- Der gesuchte zweite Richtungsvektor, jetzt durch die geographische Lage anderer Kreisgrabenanlagen definiert, lässt sich anhand der Kreisgrabenanlagen Trotina in Tschechien und Dresden-Nickern ermitteln, indem man eine Verbindungslinie beider Anlagen über Dresden-Nickern hinaus zieht. (Bildquelle: Google-Earth)
- Dreimal darf man jetzt raten, wo sich die Kreisgrabenanlage Quedlinburg befindet!? Richtig - dort wo sich die Linien kreuzen. Dass sich über die grandiose Entfernung eine solche Präzision ergibt, ist kein Zufall. Nein, sie wäre bei der Betrachtung des zweiten - hier nicht aufgezeigten - anlagenbezogenen Richtungsvektors ebenso hoch. (Bildquelle: Google-Earth)
Ja, werden jetzt vielleicht einige der fachkundigen Leser sagen, warum wird der zweite anlagenbezogene Richtungsvektor nicht gezeigt und was ist mit der sich nur in geringer Entfernung von der Kreisgrabenanlage Quedlinburg befindlichen und damit benachbarten Kreisgrabenanlage, die als Quedlinburg-Marsleben bezeichnet wird?
Zum ersten Teil der berechtigten Frage hatten wir ja bereits gesagt, nicht zuviel verraten zu wollen, denn mit diesem zweiten Richtungsvektor wäre das System, was die Kreisgrabenanlagen Mitteldeutschlands eint, möglicherweise schon zu offensichtlich. Wir wollen ja noch ein paar Artikel schreiben. Der zweite Teil lässt sich ganz kurz beantworten. Siehe dazu das folgende Bild:
- Westlich der Kreisgrabenanlage Quedlinburg befindet sich die Kreisgrabenanlage Quedlinburg-Marsleben. Diese kann ebenfalls über fortgeführte Verbindungslinien anderer Anlagen gefunden werden. (Bildquelle: Google-Earth)
Fazit: Wie aufgezeigt, scheint die Lagebestimmung über Richtungsvektoren, die sich aus der Lage anderer Anlagen ergeben ein bestimmendes Element. Die Folge daraus ist, dass die Erbauer der Anlage bei Quedlinburg die anderen Kreisgrabenanlagen sowie deren exakte Lage gekannt haben müssen. Die nächste, nicht unerhebliche Folge wäre, dass die Anlage Pömmelte wesentlich älter wäre als bisher angenommen.
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- Lageplan der Anlagen bei Eching-Viecht. (Bild: Bayerische Bodendenkmalpflege)
(AU/06.04.2017) Unter den Kreisgrabenanlagen in Niederbayern nimmt die Anlage bei Eching-Viecht schon aufgrund ihrer Entfernung zu den restlichen jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlagen an der Isar, deren gehäuftes Auftreten dort durchaus als Cluster zu bezeichnen ist, eine erste bemerkenswerte Sonderstellung ein. Darüber hinaus hatte das Umfeld der Anlage eine weitere Eigentümlichkeit aufzuweisen, die bisher so bei keiner anderen Anlage in Mitteleuropa vorkam. In unmittelbarer Umgebung befindet sich ein weiteres Grabenwerk mit quadratischem Umriss.
"Es handelt sich dabei um ein ca. 57 x 57 m großes, umfriedetes Areal, das auf der Südseite mittig eine Öffnung aufweist. Zwar konnte auch hierfür bisher keine eindeutige Zweckbestimmung ermittelt werden, dennoch dürfte es sich wohl um ein Grabenwerk handeln, das mit dem südlich davon liegenden Rondell eine zeitliche und funktionale Verbindung aufweist."(aus:Bernhard Häck;"Spurensuche im Echinger Raum")
Wie im obigen Lageplan zu erkennen ist, ist dieses viereckige Grabenwerk nicht an den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Das Nordwest - Südostabkippen scheint erstmal ohne Bedeutung und damit auch ohne Erklärung. Die war auch daher nicht nötig, da ein solches Grabenwerk in direkter Nachbarschaft einer Kreisgrabenanlage ja eben nur dort vorkam und dessen Ausrichtung somit auch vollkommener Zufall sein konnte. Nach unserer Meinung bestehen aber erhebliche Zweifel, dass es sich in Eching-Viecht um zeitgleiche Objekte handelt.
Interessant wurde es aber vor einiger Zeit, als in Sachsen-Anhalt bei den offiziellen Ausgrabungen einer Dreifachkreisanlage in deren Nähe bei Luftbildprospektionen ein baugleiches Objekt festgestellt wurde. (folgendes Bild)
- Sehr ähnliches Grabenwerk in Sachsen-Anhalt. (Quelle:Google-Earth)
Obwohl dieses Grabenwerk mit zirka 90 x 95 Metern fast doppelt so große Seitenlängen hat und darüber hinaus mit etwa 1450 Meter auch etwas weiter von der Kreisgrabenanlage entfernt liegt, fällt nicht nur die gleiche Form auf, sondern auch das gleiche Abkippen zur Nord-Südachse. Wie schon bei Eching-Viecht beträgt die Abweichung runde 25°. Eine Begründung für dieses Abkippen liegt auch hier nicht vor. Viel interessanter scheint jedoch der Fakt, dass dieses Grabenwerk und das Grabenwerk von Eching-Viecht auf dem selben Längengrad liegen.
Eine zeitliche Einordnung bleibt natürlich vorerst Mutmaßung. Die Möglichkeit, es hier mit einem Römerlager aus viel späterer Zeit zu tun zu haben, gewinnt zwar mit der Entdeckung des Römerlagers in Hachelbich (Thüringen) etwas an Nahrung, nur scheinen die Maße des sachsen-anhaltinischen Grabenwerkes mit 90 x 95 Meter dafür auch deutlich zu klein. Am ehesten passen noch die viereckigen Grabenwerke der Trichterbecherkultur ins Bild. Zwar ist die Masse der sachsen-anhaltinischen Anlagen aus dieser Zeit trapezförmig, jedoch gibt es gemäß der uns vorliegenden Liste eine geringe Anzahl, die zumindest einen rechteckigen Grundriss aufweisen. Das Problem ist jedoch, dass keine davon auch nur annähernd die Größe erreicht. Die mit Abstand größte Seitenlänge weist in Sachsen-Anhalt noch die Anlage bei Gröningen mit 40 Metern auf, die damit aber nicht einmal halb so groß ist. Auch zu den Maßen des Grabenwerks von Eching-Viecht fehlt ein erhebliches Stück.
Abschließend noch ein Hinweis. Da dieses Grabenwerk nach AU-Informationen noch keiner genaueren wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen wurde, ist eine genaue Ortsangabe des Objektes leider vorerst nicht möglich.
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- Nordtor weicht etwas mehr als 10 Grad von Norden ab.
(Update 13.04.2017) In den ersten Artikeln zu den Kreisgrabenanlagen Goseck und Quedlinburg hatten wir festgestellt, dass es gerade die in nördliche Richtungen weisenden Toröffnungen sind, die sich einer Erklärung entziehen. Wir hatten des weiteren darauf hingewiesen, dass auch die anderen Öffnungen, die nachweisbar einen solaren Bezug haben, nicht nur darauf zu beschränken sind, sondern vielmehr auch auf Hinweise über den solaren Bezug hinaus zu prüfen sind.
Im heutigen Artikel wollen wir das sogenannte "Nordtor" der Kreisgrabenanlage Goseck bei Naumburg, welches damals schon als Zugang zur Anlage genutzt worden sein soll, genauer betrachten und eine mögliche Erklärung finden, warum es eben nicht genau nach Norden weist und warum die Abweichung von etwas mehr als 10° zur wahren Nordlinie kein bloßes Gutdünken der Erbauer ist.
Vorab noch der Hinweis. Das "Nordtor" ist heute, nach dem Wiederaufbau, breiter als im Originalzustand der Jungsteinzeit. Das hat rechtliche Gründe, denn in der Anlage finden öffentliche Veranstaltungen statt und eine damit notwendige Zufahrt für Rettungsfahrzeuge bedingte diese Verbreiterung. Doch jetzt zum Thema.
Zuerst schauen wir, wohin uns diese Öffnung führt?
Wir folgen der roten Linie. Interessanterweise stoßen wir nach 46,7 km auf den Menhir in Drehlitz.
Nun gut - dass man etwas findet, je länger man der Linie folgt, kann natürlich passieren. Dieser "Treffer" ließe sich auch durchaus im Bereich des Zufalls einordnen, wäre da nicht in der Gegenrichtung ebenfalls ein Menhir.
Der Menhir von Waldeck. Dieser befindet sich im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen. Die Frage, die sich jetzt stellt: Gibt es weitere Hinweise, eventuell bei anderen Kreisgrabenanlagen, auf eben genau die gleiche Nordabweichung, wie wir sie bei der Toröffnung von Goseck vorliegen haben?
Tatsächlich gibt es die. Genau die Nordabweichung der gleichen Größe finden wir auch bei der Verbindung der Kreisgrabenanlagen von Eching-Viecht mit Bochow sowie der von Dresden-Nickern mit Quappendorf.
Eine Verbindung der Kreigrabenanlagen Goseck und Dresden-Nickern bringt nun darüber hinaus noch etwas Erstaunliches zu Tage. Der Winkel, der bei Dresden-Nickern entsteht, beträgt akkurat 90,0 Grad. Irgendwie scheint sich eine Systematik abzuzeichnen.
Wie die genau aussieht, wollen wir in den kommenden Artikeln Schritt für Schritt klären. Für den heutigen Artikeln bleibt daher erst einmal nur eines festzuhalten: Einzelne Besonderheiten einer Anlage, wie eben das "Nordtor" Gosecks, das augenscheinlich erstmal nur ins nirgendwo führt, lassen sehr oft keine befriedigende Erklärung zu, wenn man sie nur einzeln betrachtet. Gerade die Tore ohne erkennbaren astronomischen Bezug zeigen sehr häufig einen Anlagenbezug auf. Sieht man die Kreisgrabenanlagen in Mitteldeutschland und den angrenzenden Regionen als in sich verschränktes System, dann wird vieles klarer.
Vielleicht als Vorschau auf die kommenden Artikel noch dies: Betrachtet man jetzt die Erkenntnisse dieses Artikels zusammen mit der Erkenntnis aus dem Artikel über die Kreisgrabenanlage Quedlinburg, wie man deren benachbarte Anlage Quedlinburg-Marsleben findet, dann stellt man fest, dass es an der Kreisgrabenanlage Quappendorf eine Überlagerung gibt. Doch was haben zum Beispiel Pömmelte und Eching Viecht miteinander zu tun?
Vielleicht das! Doch dazu im nächsten Artikel mehr.
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(AU/13.05.2017) Die Kreisgrabenanlage Pömmelte bei Schönebeck in Sachsen-Anhalt ist im Mitteldeutschen Raum eine der Anlagen, die nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen wieder aufgebaut wurde. Sie kann somit auch besichtigt werden und den Besuchern werden im und um das weite Rund der Anlage sowie auf nebenstehender Aussichtsplattform die gewonnenen Erkenntnisse der Grabungen anschaulich vermittelt.
Der Durchmesser des äußersten Pfostenrings beträgt 115 Meter, der Durchmesser des Grabens immerhin noch 80 Meter. Damit ist sie deutlich größer als die zweite, ebenfalls wieder aufgebaute Anlage Sachsen-Anhalts in Goseck bei Naumburg. Wichtiger als diese Differenz der Größe ist jedoch, dass die Kreisgrabenanlage Pömmelte offiziell und durch Befunde unterlegt erheblich jünger ist als Goseck. Während Goseck bereits um 4.900 v. u. Z. bestanden haben soll, wird die Zeit der Erbauung Pömmeltes mit 2.300 v. u. Z. angegeben. Doch kann das stimmen?
Denn im Unterschied zu anderen Kreisgrabenanlagen präsentierte sich Pömmelte im Verlauf der Ausgrabungen als wahre Fundgrube, während die Masse der anderen Kreisgrabenanlagen bei Ausgrabungen im Großen und Ganzen mit einer geradezu auffälligen Fundarmut glänzten. Und hier drängt sich der Verdacht der Nachnutzung auf. Erst diese Nachnutzung bescherte die Fundvielfalt, die - fast salopp gesagt - eher einer Entsorgung allen Unrats nahekommt. Wie diese Fundvielfalt aussah, kann man im Grabungsbericht nachlesen, den wir am Ende des Artikels verlinkt haben.
In den vorigen Artikeln haben wir ja schon darauf hingewiesen, dass die Kreisgrabenanlage Pömmelte gleich zweimal Bestandteil einer Dreiverbindung von Anlagen ist. Alle anderen Anlagen dieser beiden möglichen Dreierverbindungen sind aber erheblich älter. Um jetzt nicht lange suchen zu müssen, haben wir diese Verbindungen nochmals als nachfolgendes Bild aus dem Artikel "Nordtor von Goseck" eingefügt.
- Anhand der blauen Linien hatten wir ja die Kreisgrabenanlage Quedlinburg-Marsleben gefunden. Pömmelte ist mit der Verbindung Quappendorf - Pömmelte - Quedlinburg-Marsleben somit Bestandteil einer ersten Dreierverbindung. Die zweite Dreierverbindung ergab sich aus Eching-Viecht - Goseck - Pömmelte, die hier als gelbe Linie dargestellt ist.
Auch diese Dreierverbindung kennen wir schon aus dem Artikel zu Quedlinburg. Wichtig zu erwähnen ist doch, dass es die Dreierverbindung ist, die uns zur Kreisgrabenanlage Quedlinburg I führte und nicht zur benachbarten Anlage Quedlinburg-Marsleben. (zu Quedlinburg I und II lese man auch nochmal die Einleitung des Artikels vom 08.11.2016)
Diese Verbindung dreier Anlagen, zusammen mit der im nächsten Bild, brachte aber nicht nur den Hinweis, dass Trotina genau dort liegen muss, wo es auch liegt, sondern den wichtigen Hinweis auf die Kreisgrabenanlage Szemely in Ungarn. Eine ganz besondere Anlage - sie ist die größte bekannte Kreisgrabenanlage überhaupt - der wir uns aber noch in einem gesonderten Artikel widmen werden.
Die Frage, die sich nun wieder stellt: Was hat das alles mit Pömmelte zu tun? Und hat es vielleicht auch etwas mit der Verbindung Pömmelte - Goseck - Eching-Viecht zu tun?
Ja, aber jetzt noch nicht! Denn zieht man jetzt eine Verbindung von Trotina über Eching-Viecht und eine Verbindung von Pömmelte über Belleben bis zu ihren gemeinsamen Schnittpunkt,
stellt man fest, dass dieser Schnittpunkt genau auf der Verbindungslinie Szemely - Carnac liegt. Zu Carnac liest man sich am besten bei Wikipedia ein. Dieses Auftreffen des Schnittpunktes auf eben dieser Linie könnte nun wieder ein großer Zufall sein, wenn eben analoges Muster - unter erneuter Beteiligung von Pömmelte - nicht gleich noch weitere zweimal ginge. Dazu müssen wir etwas rauszoomen, um es zu sehen.
Nein - Zufall ist das keiner! Und hier ist nur Pömmelte betrachtet worden, dass als Basis für alle drei Varianten dient, denn immer jeweils eine Linie der drei startet dort. Dieses Schauspiel geht auch mit vielen weiteren Anlagen. Und ist - neben Pömmelte - nicht Eching-Viecht ein ganz besonders Ort? Man stelle sich vor, die Kreisgrabenanlage dort wäre noch nicht entdeckt. Wo würden man sie suchen? Und ja, so schwärmen wir ein bisschen, vielleicht auch in dem Wissen, vor den Archäologen da zu sein.
Doch was macht unsere gelbe Linie Pömmelte - Goseck - Eching Viecht, die uns schon durch den ganzen Artikel begleitet? Sie komplettiert nicht nur das Ensemble, nein sie zeigt uns das nächste Unglaubliche.
Dieses Muster der Schnittpunkte auf der Linie Szemely - Carnac gilt auch für unsere gelbe Linie. Doch wie man sieht, fehlt am Gegenstück die zweite Anlage, die es auch gibt, nur ist diese nicht mehr im Bild zu sehen. Wo diese zweite Anlage liegt, erfahren Sie in einem der nächsten Artikel.
Damit sich aber der Kreis für heute halbwegs schließt und eventuell bestehende Restzweifel beim Leser ausgeräumt werden, wollen wir nochmal schauen, was passiert wenn man an der im Artikel erwähnten Dreierbindung Quappendorf -Trotina- Szemely, die ja in Szemely direkt ihren Auftreffpunkt auf der Linie Szemely - Carnac hat, das Gegenstück sucht und auch findet.
Das Gegenstück mit dem Henge Wauluds Banks offenbart nun aber die nächste Merkwürdigkeit, unabhängig davon, dass Eching Viecht erneut Bestandteil ist, auf dessen großartige Besonderheit wir ja bereits hingewiesen hatten.
Vom Henge Wauluds Banks aus gesehen ist der Winkel zwischen Quappendorf - Quedlinburg und Quedlinburg - Trotina mit 5,4° nicht nur akkurat gleich groß,
auch unser Menhir in Waldeck taucht ganz plötzlich wieder auf der Verbindungslinie des Henges in Wauluds Banks mit Trotina auf. Doch auch das ist kein Zufall, denn die Verbindung von Bochow über den Menhir führt uns ganz genau zur Mitte von der Verbindung Szemely - Carnac.
Und wer sich im Artikel zum "Gosecker Nordtor" gefragt haben sollte, warum der Menhir in Waldeck genau dort steht, wo er steht, der kann sich nun selber eine Antwort darauf geben.
Fazit: Entlang gehangelt an der Frage, wie alt die Kreisgrabenanlage Pömmelte ist, hat "AU! - Das Magazin" heute mit dem System der Dreierverbindungen, der Linie Szemely - Carnac und weiterer glasklarer Hinweise aufgezeigt, auch mit Rückgriff auf die Artikel zu "Quedlinburg" und "Gosecker Nordtor", wie die prähistorischen Anlagen miteinander verschränkt sind. Aufgrund dieser Verschränkung muss Pömmelte mindestens genauso alt sein wie die älteste der hier gezeigten Anlagen. Die entgegensprechenden Grabungsbefunde sprechen unserer Meinung viel mehr für einen Nachfolgerbau vor 4.300 Jahren. Was würde denn beispielsweise bei einer Grabung in 4.300 Jahren zum Vorschein kommen? Richtig - die heutige Rekonstruktion der Anlage!
Die auffälligen Verbindungen - und damit auch jede Anlage - liegen nicht nur irgendwie oder irgendwo in der Fläche und sind nicht nur im Einzelfall ein Hinweis, nein, sie stehen untereinander in Verbindung, und sie wollen uns etwas zeigen. Bereits in einem der vorigen Artikel hatten wir die Phrase "vom Kleinen ins Große" bemüht. Am heutigen Artikel sollte ersichtlich geworden sein, was damit gemeint ist.
Weiterhin wichtig für dieses aufgezeigte System ist zu erwähnen, dass in keinem Fall ein astronomischer bzw. solarer Vektor oder ein Toröffnungsvektor eine Rolle spielte, sondern einzig Vektoren, die auf den Orten der Anlagen basieren.
Doch das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte, denn auch aus dem inneren Kreis der Anlagen Mitteldeutschlands kann man ein System aufbauen, dass nicht nur mit seiner eigenen, präzisen Unglaublichkeit aufwartet, sondern dass sich auch noch in die bisher gezeigten Erkenntnisse nahtlos einfügt. Doch dazu später mehr...
Zuvor geht es nächsten Artikel um die aufgeworfene Frage, was denn hinter dem Henge Knowlton zu finden ist.
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